Stufenbarren
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/50/Gymnastics-Facility-07888-nevit.jpg/220px-Gymnastics-Facility-07888-nevit.jpg)
Ein Stufenbarren ist ein Barren mit verschieden hohen Holmen. Das Kunstturngerät hat nach dem Code de Pointage eine Höhe von 166 cm für den niedrigeren und 246 cm für den höheren der beiden Holme, ab Boden gemessen inklusive 20 cm Matten. Auf Anfrage darf das Gerät noch 5 cm erhöht werden. Die Holme sind rund bei einem Durchmesser von 3,9 cm. Der Abstand dieser zueinander ist zwischen 100 cm und 180 cm.
Stufenbarren ist eine Gerätedisziplin im Turnen der Frauen, er ist auch Teil des Gerätturnen-Mehrkampfes. Die Vorführungen der Frauen am Stufenbarren ähneln dem Reckturnen der Männer.
Zum Schutz vor Hautblasen und zum besseren Halt tragen die Turner an den Händen vielfach Turnriemchen.[1]
Geschichte
Der Stufenbarren wurde erstmals 1830 durch den Spanier Francisco Amorós in seinem Lehrbuch Manuel d’éducation physique, gymnastique et morale schriftlich erwähnt. Es dauerte allerdings über 100 Jahre, bis die ungleich hohe Anordnung der Barrenholme als Wettkampfdisziplin 1934 bei den Turn-Weltmeisterschaften der Frauen in Budapest eingeführt wurde. Bei den Olympischen Spielen 1936 turnten die Frauen die Pflichtübungen noch am Männerbarren, in der Kür durften sie zwischen beiden Barrenformen wählen. Auch bei den Weltmeisterschaften 1950 hatte sich der Stufenbarren noch nicht vollständig durchgesetzt: Die Turnerinnen hatten die Wahl zwischen Stufenbarren und Ringen. 1952 wurde der Stufenbarren bei den Olympischen Sommerspielen in Helsinki zum ersten Mal als vollwertiges Wettkampfgerät ausgeschrieben.[2]
Der Abstand der Holme wurde mehrfach verändert. Betrug er am Anfang zwischen 43 und 45 cm, ist er inzwischen auf 100 bis 180 cm angewachsen. Auch die Form der Holme hat sich verändert: Waren sie früher oval, sind sie inzwischen rund mit einem Durchmesser von 3,9 cm.
Bewertung
Die Übung wird ab dem Absprung vom Sprungbrett bzw. der Matte bewertet. In die Wertung fließen die acht schwierigsten gezeigten Elemente inklusive Abgang ein. Die Übung soll dabei aus den nachfolgenden Bewertungskategorien zusammengestellt werden[3]:
- Schwünge und Umschwünge
- Riesenfelgen vorwärts/rückwärts
- Schwünge und freie Felgen
- Bückumschwünge vorwärts/rückwärts
- Stalderschwünge vorwärts/rückwärts
- Flugteile
- vom unteren zum oberen Holm (und umgekehrt)
- Salti
- Hechtelemente
- Sprünge
- Konterelemente über den Holm
Für die Kompositionsanforderungen werden maximal 2,5 Punkte vergeben. Der Verbindungswert kann für direkte Verbindungen vergeben werden und fließt in die D-Note ein. Die Verbindung von D- (Flug vom oberen zum unteren Holm) und C-Elementen bzw. D- und D-Elementen wird mit 0,1 Punkten gewertet, für die Verbindung von D- und E-Elementen und von D- (Flug vom unteren zum oberen Holm oder Flug am selben Holm) und C-Elementen erhalten die Turnerinnen 0,2 Punkte.
Olympiasiegerinnen am Stufenbarren
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/92/Bundesarchiv_Bild_183-G1026-0001-006%2C_Mexiko%2C_Olympiade%2C_Karin_Janz%2C_Silbermedaille.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_183-G1026-0001-006%2C_Mexiko%2C_Olympiade%2C_Karin_Janz%2C_Silbermedaille.jpg)
- 1952: Ungarn 1949
Margit Korondi
- 1956: Ungarn 1949
Ágnes Keleti
- 1960: Sowjetunion 1955
Polina Astachowa
- 1964: Sowjetunion 1955
Polina Astachowa
- 1968: Tschechoslowakei
Věra Čáslavská
- 1972: Deutschland Demokratische Republik 1949
Karin Janz
- 1976: Rumänien 1965
Nadia Comăneci
- 1980: Deutschland Demokratische Republik 1949
Maxi Gnauck
- 1984: Vereinigte Staaten
Julianne McNamara und China Volksrepublik
Ma Yanhong
- 1988: Rumänien 1965
Daniela Silivaș
- 1992: China Volksrepublik
Lu Li
- 1996: Russland
Swetlana Chorkina
- 2000: Russland
Swetlana Chorkina
- 2004: Frankreich
Émilie Le Pennec
- 2008: China Volksrepublik
He Kexin
- 2012: Russland
Alija Mustafina
- 2016: Russland
Alija Mustafina
- 2021: Belgien
Nina Derwael
Weltmeisterinnen am Stufenbarren
- 1950: Osterreich
Gertrude Kolar (turnte an Schaukelringen, nicht am Stufenbarren)
- 1954: Ungarn 1949
Ágnes Keleti
- 1958: Sowjetunion 1955
Larissa Latynina
- 1962: Sowjetunion 1955
Irina Perwuschina
- 1966: Sowjetunion 1955
Natalia Kutschinskaja
- 1970: Deutschland Demokratische Republik 1949
Karin Janz
- 1974: Deutschland Demokratische Republik 1949
Annelore Zinke
- 1978: Vereinigte Staaten
Marcia Frederick
- 1979: China Volksrepublik
Ma Yanhong und Deutschland Demokratische Republik 1949
Maxi Gnauck
- 1981: Deutschland Demokratische Republik 1949
Maxi Gnauck
- 1983: Deutschland Demokratische Republik 1949
Maxi Gnauck
- 1985: Deutschland Demokratische Republik 1949
Gabriele Fähnrich
- 1987: Rumänien 1965
Daniela Silivaș und Deutschland Demokratische Republik 1949
Dörte Thümmler
- 1989: China Volksrepublik
Di Fan und Rumänien 1965
Daniela Silivaș
- 1991: Korea Nord
Kim Gwang-suk
- 1992: Rumänien
Lavinia Miloșovici
- 1993: Rumänien
Lavinia Miloșovici
- 1994: China Volksrepublik
Li Luo
- 1995: Russland
Swetlana Chorkina
- 1996: Russland
Swetlana Chorkina und Belarus
Alena Piskun
- 1997: Russland
Swetlana Chorkina
- 1999: Russland
Swetlana Chorkina
- 2001: Russland
Swetlana Chorkina
- 2002: Vereinigte Staaten
Courtney Kupets
- 2003: Vereinigte Staaten
Chellsie Memmel und Vereinigte Staaten
Hollie Vise
- 2005: Vereinigte Staaten
Anastasia Liukin
- 2006: Vereinigtes Konigreich
Elizabeth Tweddle
- 2007: Russland
Xenija Semjonowa
- 2009: China Volksrepublik
He Kexin
- 2010: Vereinigtes Konigreich
Elizabeth Tweddle
- 2011: Russland
Wiktorija Komowa
- 2013: China Volksrepublik
Huang Huidan
- 2014: China Volksrepublik
Jinnan Yao
- 2015: Vereinigte Staaten
Madison Kocian, Russland
Wiktorija Komowa, Russland
Darja Spiridonowa, China Volksrepublik
Fan Yilin
- 2017: China Volksrepublik
Fan Yilin
- 2018: Belgien
Nina Derwael
- 2019: Belgien
Nina Derwael
- 2021: China Volksrepublik
Wei Xiaoyuan
- 2022: China Volksrepublik
Wei Xiaoyuan
- 2023: China Volksrepublik
Qiu Qiyuan
Quellen
Fédération Internationale de Gymnastique: FIG World Champions 1903–2007 (Stand: 8. September 2009; PDF; 131 kB), abgerufen am 23. November 2011
Einzelnachweise
- ↑ Ilona E. Gerling: Gerätturnen für Fortgeschrittene Band 2: Sprung-, Hang- und Stützgeräte, Verlag Meyer & Meyer, 2015, ISBN 9783898999571, S. 382–383 [1]
- ↑ Originals vom 13. September 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gymmedia.com, abgerufen am 24. November 2010
- ↑ Fédération Internationale de Gymnastique: Wertungsvorschriften Kunstturnen der Frauen (Ausgabe 2009)@1@2Vorlage:Toter Link/figdocs.lx2.sportcentric.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Seite 26 ff., abgerufen am 24. November 2010