Piet van Kempen

Piet van Kempen 1936

Pieter Dingeman „Piet“ van Kempen (* 12. Dezember 1898 in Ooltgensplaat, heute zu Oostflakkee; † 5. Mai 1985 in Brüssel) war ein niederländischer Bahnradsportler.

Piet van Kempen war über zwei Jahrzehnte einer der erfolgreichsten Bahnradsportler der Niederlande. Vor dem Ersten Weltkrieg nahm er an der Elfsteden Rijwieltocht teil, einem 200 Kilometer langen volksfestartigen Jedermann-Rennen entlang der elf Städte von Friesland (vergleichbar mit der „Elfstedentocht“ für Eisschnelllauf). 1916 wurde er Niederländischer Meister der Amateure im Sprint. 1919 wurde er Profi und fuhr von nun an hauptsächlich Sechstagerennen. Dennoch war er auch als Sprinter weiter erfolgreich. 1925 gewann er den Großen Preis von Deutschland.

Van Kempen (l.) mit Paul Broccardo beim Sechstagerennen 1936 in Brüssel

Zwischen 1920 und 1939 startete van Kempen bei 108 Sechstagerennen und gewann davon 32, darunter neun in Nordamerika und zwei in Berlin. Er hatte keinen Standardpartner und erreichte seine Erfolge mit verschiedenen Partnern wie Jan Pijnenburg, Paul Buschenhagen, Oscar Egg, Marcel Buysse, Reggie McNamara und anderen. Seine Spitznamen in den Hallen waren „De Vliegende Hollander“ oder „Zwarte Piet“ (niederländische Bezeichnung für die „böse Begleitung“ des Nikolaus). Er gilt als erster „Sechstage-Boss“, der den Verlauf der Rennen bestimmte und auch den größten Teil der Gage für sich einstrich. Beim 20. Berliner Sechstagerennen 1928 wurde der „Zwarte Piet“ gemeinsam mit acht anderen Rennfahrern sowie seinem Manager Cor Blekemolen vom Sportlichen Leiter Walter Rütt ausgeschlossen, weil er diese zur Schiebung des Rennens zu seinen Gunsten angestiftet und bestochen hatte.[1] Außerdem wurde ihm für ein Jahr die Rennlizenz für Deutschland entzogen.[2]

Sechsmal bis 1928 fuhr van Kempen Rennen in New York; es geht das Gerücht, dass er wegen seines dominierenden Auftretens mit dem Veranstalter John Chapman aneinandergeriet und deshalb danach dort nicht mehr startete. Bis er 1938 vom Kanadier William Peden „entthront“ wurde, war er der Sechstagefahrer mit den meisten Siegen.

In den 1950er Jahren versuchte Piet van Kempen erfolglos ein Comeback.

Piet van Kempen lebte zeit seines Lebens hauptsächlich in Brüssel und Umgebung. Er betrieb nach seiner Radsport-Karriere seit ca. 1940 ein Hotel-Restaurant nahe dem Brüsseler Bahnhof. Im Juni 1941 wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er Quartierscheine der deutschen Besatzungsarmee gefälscht hatte.[3] Nach dem Krieg wurde er sehr wohlhabend, besaß Rennpferde und zwei Ferraris. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1968 verspielte er jedoch sein ganzes Vermögen und verschuldete sich.

Einzelnachweise

  1. Renate Franz: Fredy Budzinski. Radsport-Journalist - Sammler - Chronist, Köln 2007, S. 44.
  2. Alfons Arenhövel: Arena der Leidenschaften. Berliner Sportpalast und seine Veranstaltungen 1910-1973 Berlin 1990, S. 260 f.
  3. Der Deutsche Radfahrer, 11. Juni 1941

Quellen

  • Roger de Maertelaere, Mannen van de Nacht, Eeklo 2000, S. 236.
  • Peter Ouwerkerk: Op de Rotterdamse latten, Rotterdam 2006, S. 30f.
  • Piet van Kempen in der Datenbank von Radsportseiten.net
Niederländische Meister im Sprint

1897, 1898, 1899, 1900, 1902 Harrie Meyers | 1901, 1907, 1910 Guus Schilling | 1903 Jan van de Tuyn | 1904 Jan van Gent | 1906, 1908 J. E. Fokkinga | 1909, 1912, 1915 Jan Tulleken | 1911 Arie Bouma | 1913, 1914, 1918 John Stol | 1916 Louis François Didier | 1917, 1920–1923, 1927, 1929–1932 Piet Moeskops | 1919, 1926, 1928, 1933 Gerard Leene | 1924 Klaas van Nek | 1925 Piet van Kempen | 1934–1936 Jacobus van Egmond | 1937–1942, 1945–1948, 1950, 1951, 1956 Arie van Vliet | 1943, 1949, 1952–1955, 1957–1963 Jan Derksen | 1964, 1965 Joop Captein | 1966, 1967 Frans Mahn | 1968, 1969 Gerard Koel | 1970–1976 Leijn Loevesijn | 1977 Jan Huisjes | 1978 Jan de Jong | 1980 Theo Smit | 1994 Dirk Jan van Hameren | 1995 Jurgen Denekamp | 1996, 1997 Rene Vink | 1998, 1999 Martin Benjamin | 2001, 2005, 2008, 2009, 2011 Teun Mulder | 2002–2004, 2006, 2007, 2015 Theo Bos | 2010 Roy van den Berg | 2012, 2014, 2017, 2018, 2019 Matthijs Büchli | 2013 Hugo Haak | 2016 Jeffrey Hoogland | 2021, 2022 Harrie Lavreysen

Personendaten
NAME Kempen, Piet van
ALTERNATIVNAMEN Kempen, Pieter Dingeman van
KURZBESCHREIBUNG niederländischer Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 12. Dezember 1898
GEBURTSORT Ooltgensplaat
STERBEDATUM 5. Mai 1985
STERBEORT Brüssel